Durch den Rückzug von Joe Bidens Präsidentschaftskandidatur gewinnt das Rennen ums Weiße Haus wieder an Spannung. Derweil gibt es Spekulationen über einen ersten Zinsschritt der US-Notenbank bereits in der nächsten Woche. Was denkt Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management, darüber?
Hier sein aktueller Marktkommentar:
„Die Renditekurven an den wichtigsten Staatsanleihemärkten wurden in der vergangenen Woche steiler. Anleiheanleger scharten sich um die relative Sicherheit von Papieren mit kurzen Laufzeiten und warten auf einen fundamentaleren Katalysator, der die Richtung vorgibt.
Darüber hinaus liefert die Politik weiterhin reichlich Diskussionsstoff: US-Präsident Joe Biden gab seine Kandidatur für die Wiederwahl auf. Es wird im November aller Voraussicht nach zu einem Showdown zwischen dem republikanischen Kandidaten Donald Trump und der derzeitigen demokratischen Vizepräsidentin Kamala Harris kommen.
Noch in der vergangenen Woche bezifferten einige Wettanbieter die Wahrscheinlichkeit eines Wahlsiegs Trumps mit 85 Prozent. Diese Quote ist schnell wieder auf 60 Prozent gesunken.
Dennoch wird Harris in den kommenden drei Monaten vor einer gewaltigen Aufgabe stehen. Ihre wirtschaftspolitische Erfolgsbilanz ist nicht existent. Außerdem fehlt es ihr an Glaubwürdigkeit bei wichtigen Themen wie Einwanderung und Grenzschutz.
Wir erwarten im Rennen um die US-Präsidentschaft weiterhin das Unerwartete.
Mit Blick auf die US-Notenbank wird in den Terminkontrakten eine Zinssenkung im September bereits vollständig eingepreist. Es gibt sogar Spekulationen über einen ersten Zinsschritt in der nächsten Woche. Das halten wir jedoch für äußerst unwahrscheinlich: Die US-Notenbanker werden sich hüten, zu früh Signale zu setzen – zumal bis zur September-Sitzung noch zwei weitere Inflationsberichte anstehen.
Längerfristig gehen wir davon aus, dass die Marktteilnehmer zu viele Zinssenkungen bis Ende 2025 einkalkulieren. Wir erwarten weiterhin, dass die US-Wirtschaft eine Rezession vermeiden kann und die Inflation bei 3 Prozent bleibt. Eine Position, die auf eine Versteilerung der 2- bis 30-jährigen Renditekurve setzt, hat aus unserer Sicht trotz der starken Schwankungen in dieser Woche noch Spielraum für weitere Performance. Dabei gehen wir davon aus, dass sich dies eher durch höhere Renditen bei längeren Laufzeiten manifestieren wird als durch eine weitere Abnahme im kurzfristigen Bereich.
In Japan steht in der kommenden Woche eine mit Spannung erwartete Sitzung der Bank of Japan (BoJ) an. Trotz der Bewegungen des Yen steigen die Erwartungen einer bedeutenden geldpolitischen Maßnahme. Aus unserer Sicht besteht die unterschätzte Möglichkeit, dass BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda eine geringfügige Zinserhöhung auf 0,25 Prozent ankündigt und damit die Absicht signalisiert, die Geldpolitik zu normalisieren und von der quantitativen Lockerung abzurücken.
Jüngste Daten haben die Inflationsprognose bestätigt. Der Erzeugerpreisindex für den Dienstleistungsbereich liegt bei über 3 Prozent und der Verbraucherpreisindex für Tokio immer noch über 2 Prozent. Darüber hinaus mehren sich die Stimmen aus der Politik – vor allem seitens Toshimitsu Motegi, Generalsekretär der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) – die mehr Klarheit und Leitlinien für den Zinspfad fordern.
Wir sehen den fairen Wert der Renditen 10-jähriger japanischer Staatsanleihen weiterhin bei 1,25 Prozent.
Die Hoffnung auf einen ruhigen Start in den Sommer hat sich mit dem jüngsten Anstieg der Volatilität zerschlagen. Kurzfristig dürften die Schwankungen jedoch abnehmen, bis Katalysatoren wie wichtige Sitzungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank im September oder die US-Präsidentschaftswahlen im November anstehen.
Das wiederbelebte Präsidentschaftsrennen macht die Makrodaten für den Rest des Jahres sehr viel interessanter. Der ‚Trump-Trade‘ hat zwar einen Rückschlag erlitten. Es bleiben aber noch drei Monate bis zum Wahltag. Daher sind weitere Wendungen zu erwarten.“
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