Schwankungen in Europa dürften hoch bleiben

RBC BlueBay Asset Management, 21.06.2024

Bis zur Wahl in Frankreich wird am europäischen Markt keine Ruhe einkehren, prognostiziert Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management. Japanische Staatsanleihen hält er weiterhin für überbewertet.

Hier sein aktueller Marktkommentar:

„Die US-Renditen haben sich in der vergangenen Woche kaum verändert. Die Daten zu den Einzelhandelsumsätzen fielen erneut schwach aus. Obwohl die Aktienmärkte neue Höchststände erreichten, bleibt das Bild einer sich abschwächenden Konjunktur. Diese könnte zu einer oder vielleicht zwei Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte führen.

Wir sind weiterhin von einer Versteilerung der Zinskurve überzeugt. Die Verluste der japanischen Norinchukin-Bank erinnern daran, wie problematisch inverse Kurven für Kreditinstitute sein können. Natürlich hat es eine Reihe von angeschlagenen Finanzinstituten versäumt, sich gegen höhere Zinssätze abzusichern. Klar ist aber auch, dass invertierte Kurven den traditionellen Carry aus dem Besitz von Duration wegnehmen. Wenn dies so bleibt, kann die Nachfrage nach längerfristigen Anleihen weiter sinken – und das zu einem Zeitpunkt, an dem es angesichts der Haushaltsdefizite ein größeres Angebot solcher Papiere geben wird.

Die europäischen Märkte sind im Vorfeld der französischen Wahlen Ende des Monats weiterhin relativ volatil. Wir gehen davon aus, dass die Unsicherheiten bis zur Abstimmung hoch bleiben könnten, da viele ausländische Anleger in den USA oder Japan die jüngsten politischen Ereignisse noch nicht verdaut haben.

Sobald die Wahlen vorüber sind, dürfte sich die Situation an den Märkten unserer Meinung nach für den Rest des Sommers beruhigen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Spreads zu ihren jüngsten Höchstständen zurückkehren, da die erhöhten französischen Risikoprämien zu höheren Risikoaufschlägen für sämtliche europäischen Vermögenswerte führen.

Die Renditen japanischer Staatsanleihen sanken zuletzt weiter. Die Sitzung der Bank of Japan (BoJ) in der vergangenen Woche brachte keine unmittelbare Änderung der Geldpolitik. Die Pläne von BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda, die Anleihekäufe ab Juli deutlich zu reduzieren, könnten jedoch eine wesentliche Änderung darstellen.

Interessant sind Äußerungen, wonach die BoJ plant, von einer Politik des Bilanzwachstums und der quantitativen Lockerung direkt zu einer Schrumpfung der Bilanz und einer quantitativen Straffung überzugehen. Es wird spannend sein, mehr über die Details zu erfahren.

10-jährige japanische Staatsanleihen sind mit Renditen von weniger als 1 Prozent aus unserer Sicht weiterhin strukturell überbewertet. Wir rechnen mit einem Anstieg auf über 1,25 Prozent, wenn die BoJ ihre Käufe zurückfährt und die Preiskontrolle aufgibt.

An den Schwellenmärkten haben sich die südafrikanischen Vermögenswerte nach der Einigung auf eine Regierung der nationalen Einheit ohne Beteiligung der radikaleren Parteien Umkhonto we Sizwe (MK) und Economic Freedom Fighters (EFF) weiter erholt. Wir gehen von einer konstruktiven Agenda aus, die in den kommenden Wochen zu einem weiteren Rückgang der lokalen Anleiherenditen führen dürfte. Allerdings besteht möglicherweise das Potenzial für soziale Unruhen in Regionen wie KwaZulu-Natal, da der ehemalige Präsident Jacob Zuma die Unzufriedenheit schürt.

Auch die mexikanischen Vermögenswerte haben sich in der vergangenen Woche stabilisiert. Wir sind zuversichtlich, dass es Raum für eine positive Entwicklung geben könnte. Ähnlich verhält es sich mit Brasilien. Aus unserer Sicht dürfte es dort nach dem steilen Anstieg der Renditen in den vergangenen Wochen zu einer Wende am Markt kommen.“

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