Probleme der First Republic sind kein Vorbote einer neuen Bankenkrise

RBC BlueBay Asset Management

Die Schwierigkeiten der US-Regionalbank First Republic resultieren aus unternehmensspezifischen Problemen, sagt Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management. Die US-Notenbank dürfte nach einer weiteren US-Zinserhöhung eine Pause einlegen.

Hier sein aktueller Marktkommentar:

„Erneute Besorgnis über die US-Regionalbanken führte dazu, dass Risikoanlagen in der vergangenen Woche schwächer gehandelt wurden. Finanzwerte schnitten dabei unterdurchschnittlich ab. Der Abfluss von Einlagen bei der First Republic Bank ließ erneut Bedenken hinsichtlich der Überlebensfähigkeit des Instituts aufflammen.

Für andere Banken ist es schwierig, das Geschäft der First Republic Bank zu übernehmen. Denn dies würde die sofortige Realisierung von Kapitalverlusten bedeuten. Diese könnten sich auf 20 Milliarden US-Dollar belaufen. Dazu kommen eventuell weitere Kosten, beispielsweise für Rechtsstreitigkeiten.

Wenn die First Republic abgewickelt und die Verluste über den US-Einlagensicherungsfonds verteilt werden, könnten sich die Kosten aber auf bis zu 50 Milliarden US-Dollar belaufen. Wir warten daher auf Nachrichten dazu, wie die Angelegenheit gelöst werden soll. Diese sollte es spätestens am Wochenende geben.

Grundsätzlich scheint der Kern der Probleme der First Republic ein einfaches Missverhältnis zwischen den Laufzeiten von Aktiva und Passiva zu sein – wie es auch bei der Silicon Valley Bank (SVB) der Fall war.

Die SVB schätzte die durchschnittliche Zeit, die Einlagen in der Bank verbleiben, mit 12 Jahren viel zu optimistisch ein: Diese Annahme übersteigt die Projektionen anderer größerer Banken um das Vier- bis Fünffache. Das Institut investierte in langlaufende Anleihen, ohne sich Gedanken über die Durationsinkongruenz zu machen. Dass dies erlaubt war, spricht für die relativ geringe aufsichtsrechtliche Kontrolle kleinerer Banken sowie für das völlige Versagen des Risikomanagements.

Wenn wir zuletzt etwas gelernt haben, dann, mit welcher Geschwindigkeit sich Einlagen heute bewegen. Im digitalen Zeitalter können Kapitalabflüsse, die sich früher über Tage oder Wochen hingezogen haben, innerhalb weniger Stunden auftreten.

Dessen ungeachtet zeigt sich der Bankensektor insgesamt solide. Einige wenige Institute haben vielleicht Probleme. Aus unserer Sicht sind wir aber keinesfalls Zeugen systemischer Probleme wie zu Zeiten der großen Finanzkrise 2008.

Dennoch scheint klar: Die Entwicklung geht in Richtung einer stärkeren Regulierung und strengerer Kreditvergabestandards kleinerer regionaler Banken. Das wird zu einer allgemeinen Verschärfung der finanziellen Bedingungen führen. Wir gehen davon aus, dass daraus eine Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit resultieren wird und erwarten weiterhin eine leichte Rezession gegen Ende des Jahres.

Die Unsicherheit hat zwar zugenommen. Wir rechnen aber weiterhin mit einer Zinserhöhung der US-Notenbank in der kommenden Woche. Fed-Vorsitzender Jerome Powell dürfte dabei eine geldpolitische Pause signalisieren. Die Zinsen werden aus unserer Sicht in den kommenden sechs Monaten auf einem Niveau von knapp über 5 Prozent verbleiben, da die Entscheidungsträger einen Rückgang der Inflation erwarten.

In Japan behielt der neue Zentralbank-Gouverneur Kazuo Ueda auf seiner ersten Sitzung die Renditekurvensteuerung (Yield Curve Control, YCC) bei. Wir rechnen jedoch weiterhin mit einer Abkehr von dieser Politik im Juni, da der Inflationsdruck im ganzen Land weiter zunimmt. Der in dieser Woche für Tokio veröffentlichte Verbraucherpreisindex, der in der Regel Signalwirkung für das gesamte Land hat, überraschte im April mit einem Anstieg der Kerninflation auf ein 40-Jahreshoch.

Aus unserer Sicht könnte die Bank of Japan bedauern, die YCC in dieser Woche nicht aufgegeben zu haben. Schließlich war der Spekulationsdruck relativ gering. Im Juni könnte das Umfeld schwieriger sein.“

 

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