Die Europäische Zentralbank wird wohl nächste Woche die Zinsen senken

RBC BlueBay Asset Management, 03.06.2024

In der Eurozone steht der erste Zinsschritt nach unten unmittelbar bevor, ist sich Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management, sicher. Mit Blick auf die USA geht er hingegen davon aus, dass Zinssenkungen länger als erwartet auf sich warten lassen.

Hier sein aktueller Marktkommentar:

„Die Hürde für weitere US-Zinserhöhungen ist aus unserer Sicht nach wie vor sehr hoch – insbesondere angesichts der anstehenden Wahlen. Natürlich wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) immer auf die Wirtschaftsdaten reagieren müssen. Die vorherrschende Meinung ist jedoch, dass die Zinssätze viel länger als bisher angenommen auf einem höheren Niveau bleiben müssen. Vor diesem Hintergrund gehen wir weiterhin von einer Versteilerung der Zinskurve aus. In der Tat wurde die US-Kurve in dieser Woche zwischen 2- und 30-jährigen Anleihen steiler. Dabei stand das Angebot wieder im Fokus.

Aus unserer Sicht wird die Notwendigkeit, ein größeres Volumen an längerfristigen Anleihen zu emittieren, zu einem Anstieg der Laufzeitprämie führen. In den vergangenen Quartalen war eine erhebliche Zunahme bei der Ausgabe von kurzfristigen Anleihen zu verzeichnen, da das Haushaltsdefizit die Gesamtverschuldung weiter ansteigen lässt.

In der Eurozone lag das Augenmerk in der vergangenen Woche wieder auf den Inflationsdaten. Die Europäische Zentralbank wird die Zinsen auf ihrer Sitzung nächste Woche höchstwahrscheinlich um 25 Basispunkte senken. Die Inflation liegt jedoch immer noch deutlich über dem Ziel von 2 Prozent. Außerdem gibt es Anzeichen dafür, dass die Wirtschaft der Eurozone wieder etwas an Fahrt gewinnt. Daher werden weitere Zinssenkungen nun in Frage gestellt.
Die Renditen japanischer Staatsanleihen stiegen in der vergangenen Woche. Der stellvertretende Gouverneur der Bank of Japan (BoJ) Shinichi Uchida äußerte sich optimistisch bezüglich der Wirtschaftsaussichten. Da der Yen nach wie vor unter Druck steht, scheint die Zentralbank zu der Überzeugung zu gelangen, dass im Juni eine weitere Anpassung der Geldpolitik erforderlich ist.

Die japanische Erzeugerpreis-Inflation im Dienstleistungssektor erreichte im vergangenen Monat einen Zehnjahreshöchststand. Wir sehen weiterhin Anzeichen für eine Ausweitung des Inflationsdrucks. Mit mehr als 1 Prozent befinden sich die Renditen 10-jähriger Staatsanleiherenditen auf einem Niveau wie zuletzt im Jahr 2011. Wir sind jedoch der Meinung, dass der Ausverkauf noch lange nicht abgeschlossen ist, da sich Japan immer deutlicher auf eine Ära der Reflation und Inflation zubewegt.

Wir gehen davon aus, dass die BoJ im Juni eine deutliche Reduzierung der Staatsanleihekäufe ankündigen und mit der Verlangsamung der Bilanzausweitung beginnen wird. Wir hoffen weiterhin auf eine offizielle Ankündigung bezüglich des Erreichens einer stabilen Inflationsrate von etwa 2 Prozent sowie auf eine Aussage der Währungshüter, wie sie ihre Geldpolitik in den kommenden Quartalen normalisieren werden.

In den USA hat die Verurteilung von Ex-Präsident und Präsidentschaftskandidat Donald Trump in New York für Schlagzeilen gesorgt. Es ist aber unklar, ob dies einen wesentlichen Einfluss auf das Wahlergebnis haben wird. Die Wähler könnten sich schon längst eine Meinung über Trump gebildet haben und das Ergebnis der Abstimmung im November dürfte eher von der Wahlbeteiligung in den Swing States abhängen.“

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