CIO-Marktkommentar: Ruhe an den Märkten wird nicht lange anhalten

RBC BlueBay Asset Management

Die aktuellen Daten zeigen einen nachlassenden Preisdruck und führen zur Ruhe an den Märken, doch rechnet Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management, weiter mit einer Zinsanhebung der Fed im Mai. In Europa sieht er für die EZB einen größeren Bedarf an Straffung.

Hier sein aktueller Marktkommentar:

„Die Märkte verhielten sich in der Feiertagsbedingt kurzen Woche relativ ruhig. Die Renditen der wichtigsten Staatsanleihen kehrten ihre Abwärtstendenz nach einem soliden US-Arbeitsmarktbericht am vergangenen Freitag um. Risikoanlagen zeigten gleichzeitig eine gewisse Stabilität, da die Sorgen um den Bankensektor weiter abnahmen. In Washington waren politischen Entscheidungsträger in dieser Woche in großer Zahl unterwegs, denn die IWF-Sitzungen brachten die Zentralbanker zu wichtigen Themen zusammen.

Darüber hinaus veröffentlichte die Fed das Protokoll ihrer FOMC-Sitzung vom März, in dem die Mitglieder ihre Besorgnis über mögliche Konsequenzen strengerer Kreditvergabestandards und restriktiverer Finanzbedingungen im Bankensektor zum Ausdruck brachten. Dies dürfte die Wirtschaftstätigkeit in den kommenden Quartalen bremsen. Wir erwarten gegen Ende des Jahres eine relativ milde Rezession auf beiden Seiten des Atlantiks.

In den USA bleibt die Wirtschaftstätigkeit stabil, obwohl die jüngsten Daten gemischte Signale lieferten. Die Unsicherheit ist nach wie vor groß, was angesichts der gegensätzlichen Strömungen in der US-Wirtschaft nicht überrascht. Der Inflations-Bericht dieser Woche bot eine gewisse Hoffnung, dass der Preisdruck allmählich nachlässt. Der Verbraucherpreis-Gesamtindex (VPI) lag bei 5 Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2021.

Es wäre jedoch verfrüht, die Fortschritte bei der Wiederherstellung der Preisstabilität überzubewerten, da sich die zugrunde liegenden Inflationskomponenten vorerst weiter seitwärts bewegen und die Rohstoffpreise im vergangenen Monat wieder nach oben tendierten. In dieser Hinsicht spielt der Arbeitsmarkt nach wie vor eine wichtige Rolle, da die Lohninflation aufgrund der aktuellen strukturellen Anspannung des Arbeitsmarkts weiterhin eine Gefahr darstellt.

Wir sind zuversichtlich, dass die Kerninflation nicht so stark nachlässt, dass die Fed bei der nächsten Sitzung eine Pause einlegen muss und sind weiterhin der Ansicht, dass die Fed die Zinsen im Mai um 0,25 Prozent anheben wird, bevor sie auf die Pausentaste drückt.

Zudem bleiben wir skeptisch, dass sich Inflation und Wachstum ausreichend abschwächen werden, um die Zinssenkungen zu rechtfertigen, die derzeit in den Markterwartungen ab September eingepreist sind (zweimal 0,25 Prozent bis Jahresende). Angesichts dieser Einschätzung sind wir weiterhin der Meinung, dass die Renditen am vorderen Ende der US-Staatsanleihenkurve ein erhebliches Aufwärtspotenzial haben.

Auf den europäischen Staatsanleihemärkten herrscht nach wie vor eine gewisse Ruhe, doch angesichts der jüngsten Geschichte halten diese Momente selten allzu lange an.

Das letzte Woche von der deutschen Regierung veröffentlichte Papier zu den neuen EU-Fiskalregeln, die nach einer Covid-Pause wieder in Kraft gesetzt werden sollen, enthielt eine Reihe strengerer Vorschläge als die derzeitigen Diskussionen in Brüssel – was möglicherweise zu einer weiteren Debatte zwischen den ‚Sparsamen‘ und dem Rest Europas führen könnte.

Abgesehen von den fiskalischen Aspekten deuten die jüngsten Äußerungen der politischen Entscheidungsträger darauf hin, dass die Inflation in der Eurozone noch einige Zeit über 4 Prozent liegen könnte. Da weitere Straffungen anstehen, gehen wir davon aus, dass der Zyklus seinen Höhepunkt bei 3,75 Prozent erreichen wird. Daraus ergibt sich, dass wir uns an einem Punkt im Zyklus befinden, an dem die EZB noch immer einen größeren Bedarf an Straffung hat als dies bei der FOMC der Fall ist. Die Risiken im Bankensektor in der Eurozone stellen wahrscheinlich ein weniger dauerhaftes Problem dar, als dies möglicherweise in den USA der Fall ist.

Die relativ günstigen Inflationszahlen dürften kurzfristig die Volatilität dämpfen, aber wir sind der Ansicht, dass die Ruhe nicht lange anhalten wird. Wenn man die Fakten betrachtet, sind die aktuellen Marktbedingungen nicht einfach zu handhaben, da die Daten uneinheitlich und volatil sind.

Wenn dann noch die Ungewissheit über die Verschärfung der Kreditbedingungen hinzukommt, die sich letztlich aus der Krise im Bankensektor ergeben, ist es schwierig, aktuell mit großer Überzeugung makroökonomische Richtungsszenarien zu verfolgen.“

 

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