CIO-Marktkommentar: Keine weitere Rallye bei US-Staatsanleihen

RBC BlueBay Asset Management

Die jüngsten geldpolitischen Entscheidungen der Federal Reserve sowie der Europäischen Zentralbank analysiert Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management, in seinem aktuellen Marktkommentar. Bei US-Treasuries behält er eine Short-Position bei.

Hier sein aktueller Marktkommentar:

„Im Anschluss an die Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank Federal Reserve in dieser Woche gingen die Renditen von US-Staatsanleihen zurück, während sich Risikoanlagen robust entwickelten. Im Großen und Ganzen hat sich die Botschaft von Fed-Chef Jerome Powell nicht wirklich geändert. Die Währungshüter signalisieren nach wie vor, dass im März und Mai mit zwei weiteren Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte zu rechnen ist, so dass der effektive Leitzins knapp über 5 Prozent liegen wird. Danach scheint die Fed derzeit entschlossen zu sein, die Zinssätze für einen längeren Zeitraum auf diesem Niveau zu halten.

Powell schien jedoch die Tür für einen weniger restriktiven Kurs zu öffnen, falls die Inflation niedriger ausfallen sollte als von der Notenbank erwartet. Allerdings arbeitet die Zentralbank datenabhängig. Daher besteht die Möglichkeit, dass sich die Meinung bis zur März-Sitzung wesentlich ändert. Denn bis dahin sollen noch zwei Arbeitsmarktberichte und zweimal Daten zur Inflation veröffentlicht werden.

Vor diesem Hintergrund wird auch der heutige US-Arbeitsmarktbericht von Interesse sein. Im Allgemeinen sind die Daten vom Arbeitsmarkt nach wie vor gesund. Sowohl die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe als auch die Jolts-Daten (Job Openings and Labor Turnover Survey) deuten auf einen soliden Bericht hin – ungeachtet der Nachrichten über Stellenabbau in Bereichen wie der Technologiebranche. Aktuell neigen wir zu der Annahme, dass die Fed ihren Zinspfad in den kommenden Monaten nicht ändern wird.

Ein plötzlicher Wachstumseinbruch scheint derzeit unwahrscheinlich. Die Kreditkartenausgaben scheinen sich im vergangenen Monat erholt zu haben. Dass sich die finanziellen Bedingungen weiter entspannen, dürfte sowohl die Stimmung der Unternehmen als auch der Verbraucher stützen.

Vor diesem Hintergrund sind wir weiterhin der Meinung, dass es bei US-Staatsanleihen keinen Spielraum für eine weitere Rallye gibt und halten an einer Short-Position fest.

In Europa hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen erhöht – und zwar im Einklang mit den Markterwartungen um 50 Basispunkte. Es wird mit einer weiteren geldpolitischen Straffung gerechnet: Die Befürworter einer restriktiveren Geldpolitik im EZB-Rat werden bei der nächsten Sitzung der EZB auf weitere 50 Basispunkte drängen. Daher dürften die Zinssätze im Frühjahr über 3,5 Prozent liegen.

In dieser Hinsicht holt die EZB gegenüber der Fed auf. Da viele Beobachter davon ausgehen, dass die Eurozone bei gleichzeitig höheren Inflationsraten 2023 stärker wachsen wird als die USA, ist es verständlich, dass EZB-Chefin Christine Lagarde vorerst bei ihrer restriktiven Haltung bleibt. Bei Euro-Anleihen rechnen wir ebenfalls mit steigenden Renditen.

Mit Blick auf die Zukunft werden die Daten entscheidend sein. Die Straffung der Geldpolitik wirkt mit Verzögerung. Daher erwarten wir, dass sich das Wachstum im Jahresverlauf weltweit verlangsamen wird. Kurzfristig könnte die sich aufhellende Stimmung jedoch dazu führen, dass sich die höheren Zinssätze – abgesehen von bestimmten zinssensiblen Sektoren – relativ wenig auf die Wirtschaft auswirken. Bleibt die Konjunktur jedoch vorerst positiv, werden sich die Zentralbanken unseres Erachtens davor hüten, weniger restriktive geldpolitische Signale zu senden – so sehr der Markt auch darauf drängen mag.“

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