CIO-Marktkommentar: Die starke Konjunktur ist ein zweischneidiges Schwert

RBC BlueBay Asset Management

Die US-Wirtschaft zeigt sich weiterhin robust. Das ist laut Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management, einerseits gut für Risikoanlagen – könnte andererseits aber auch eine Belastung darstellen.

„Die Renditen weltweit stiegen in der vergangenen Woche weiter an, da die Marktteilnehmer im Anschluss an die jüngsten positiven Wirtschaftsdaten den künftigen geldpolitischen Kurs überprüften. Inzwischen scheint sich dieser Stimmungsumschwung auch stärker auf die Bewertung von Risikopapieren auszuwirken. Das spiegelt sich in niedrigeren Aktienkursen und einer Ausweitung der Kreditspreads wider.

Insgesamt war es ein starker Jahresauftakt an den Kapitalmärkten. Begünstigt wurde dieser durch die Annahme einer weichen Landung der Wirtschaft. Die positiven Daten sind jedoch ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite könnten die verbesserten Konjunkturerwartungen die Erträge der Unternehmen stützen und die kurzfristige Gefahr von Zahlungsausfällen verringern. Auf der anderen Seite bedeutet die Aussicht auf höhere Zinsen über einen längeren Zeitraum, dass das Szenario einer Nicht-Landung schnell in die Befürchtung einer harten Landung im weiteren Jahresverlauf umschlagen kann.

In diesem Zusammenhang bewegen wir uns in einem Umfeld, in dem wenige genau zu beobachtende Daten die geldpolitischen Maßnahmen bestimmen und folglich einen übergroßen Einfluss auf die Entwicklung der Vermögenspreise in den kommenden Wochen haben können.

Mit Blick auf den März neigen wir zu der Annahme, dass die jüngsten Anzeichen wirtschaftlicher Stärke anhalten können. Daher könnten die Renditen weiter ansteigen. Nach dem steilen Anstieg der Zinserwartungen in den vergangenen Wochen scheint das nun jedoch unsicherer – das Risiko für die Renditen geht eher in beide Richtungen.

Schlechte Nachrichten hinsichtlich der Inflation oder eine plötzliche Wachstumsverlangsamung, die auf eine Rezession hindeuten könnte, würden die Renditen risikoreicher Anlagen wahrscheinlich negativ beeinflussen. Ebenso dürfte ein stark bleibendes Wachstum dazu führen, dass die Zentralbanken die Zinsen stärker als erwartet anheben müssen. Beide Entwicklungen wären aus unserer Sicht negativ für Aktien, da es entweder zu einer Verlangsamung des Gewinnwachstums oder zu einer Erhöhung des langfristigen Diskontsatzes kommt.

Gleichzeitig ist zu erwarten, dass in einem Umfeld erhöhter Unsicherheit die Märkte als Ausgleich höhere Risikoprämien verlangen. Das ist ein weiterer Faktor, der das Aufwärtspotenzial begrenzen könnte.

Die europäischen Märkte haben sich in den letzten Wochen weitgehend an den Entwicklungen in den USA orientiert. Insgesamt ist man auf dem Kontinent angesichts des zu Ende gehenden Winters über das milde Wetter erleichtert. Dies hat dazu beigetragen, die Gaspreise und damit die Belastungen für Haushalten und Industrie zu begrenzen. Auch aus fiskalischer Sicht war die Witterung ein Segen, da die Regierungen weniger als befürchtet für Subventionen ausgegeben haben. So gesehen kann sich Europa glücklich schätzen.

Allerdings sind die Energiepreise in Europa nach wie vor vielfach höher als noch vor einigen Jahren. Im internationalen Vergleich macht das einen Großteil der europäischen Industrie derzeit nicht wettbewerbsfähig. Daher sind die Probleme, die zu den Befürchtungen einer tiefen Rezession in ganz Europa geführt haben, nicht verschwunden. Die Zukunftsaussichten bleiben höchst ungewiss.

In der kommenden Woche wird es mit Blick auf die Daten relativ ruhig bleiben. Genau beobachtet werden aber die europäischen Inflationsdaten. Ansonsten richten wir unser Augenmerk auf den nächsten US-Arbeitsmarktbericht sowie die US-Inflationszahlen und ihre Auswirkungen auf die Geldpolitik. Derzeit gehen wir davon aus, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen im März um 50 Basispunkte und die US-Notenbank Federal Reserve um 25 Basispunkte erhöhen werden. Auf den darauf folgenden Sitzungen rechnen wir mit einer Erhöhung um jeweils 25 Basispunkte.

Darüber hinaus gibt es eine Menge Unsicherheiten. Eines scheint jedoch sicher: Keine der beiden Zentralbanken wird die Zinsen vor dem Ende des Jahres senken – es sei denn, die Wachstumsaussichten trüben sich ganz plötzlich stark ein.“

 

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