CIO-Marktkommentar: Die Renditekurvensteuerung in Japan wird beendet

RBC BlueBay Asset Management

Spätestens im Juni wird sich die Geldpolitik in Japan grundlegend verändern, ist sich Mark Dowding sicher. Der Chief Investment Officer von BlueBay, RBC BlueBay Asset Management, hat seine Short-Position bei japanischen Staatsanleihen weiter ausgebaut.

Hier sein aktueller Marktkommentar:

„Die Renditen sind in der vergangenen Woche wieder etwas angestiegen, liegen aber im Monatsvergleich nach wie vor deutlich niedriger. Die Debatte über die Wahrscheinlichkeit und den Zeitpunkt einer Rezession hält derweil an.

Wir rechnen nach wie vor mit einer weiteren Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed im Mai, sind aber skeptisch, dass die Zinsen kurz danach sinken werden – selbst wenn das Wachstum ins Stocken gerät. Letztendlich sind wir der Meinung, dass die Inflation zunächst deutlich niedriger ausfallen muss, bevor die Währungshüter eine lockerere Politik in Erwägung ziehen können.

Mit Blick auf Japan sind wir der Ansicht, dass ein geldpolitischer Wechsel im Gange ist. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Bank of Japan (BoJ) auf ihrer Sitzung im April – oder wahrscheinlicher – im Juni – die Renditekurvensteuerung aufgeben wird. Die Kerninflation in Japan stieg im vergangenen Monat auf 3,5 Prozent, während das Ergebnis der Shunto-Lohnverhandlungen mit knapp 4 Prozent über den Erwartungen lag.

Der japanische Yen ist strukturell günstig: Der Preis für ein Bier im Tokioter Stadtteil Shinbashi ist mit 800 Yen genau so hoch wie vor 30 Jahren. Damals kam mir ein Besuch in Japan unerschwinglich teuer vor. Heute erscheint er im Vergleich dazu billig. Der schwache Yen trägt auch dazu bei, den Tourismus in Japan anzukurbeln. Das zeigen die langen Schlangen von Besuchern, die in dieser Woche zur Kirschblütensaison in das Land einreisen. Der Arbeitskräftemangel ist offensichtlich und die Hotelpreise sind in letzter Zeit stark gestiegen, da die Nachfrage derzeit größer ist als das Angebot.

Diese Anekdoten lassen den Schluss zu, dass die äußerst lockere Politik und die Renditekurvensteuerung nicht mehr gerechtfertigt sind. In gewisser Weise finden wir es schade, dass BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda diese auf seiner letzten Sitzung nicht abgeschafft hat. Schließlich sind die wirtschaftlichen Bedingungen heute ganz anders als 2016, als sie ins Leben gerufen wurde. Damals war ein maximaler Stimulus erforderlich, um die deflationäre Gefahr einzudämmen. Das ist heute nicht mehr der Fall. Die Inflation erweist sich in Japan als unpopulär und die BoJ wird immer mehr für sie verantwortlich gemacht.

Wir haben die jüngste Kursentwicklung japanischer Staatsanleihen genutzt, um unsere Short-Position auf das Maximum aufzustocken. Aus unserer Sicht gibt es eine große Asymmetrie im voraussichtlichen Renditeprofil. Wenn wir mit unserer Einschätzung hinsichtlich der BoJ falsch liegen, erwarten wir, dass die Renditen auf ihrem aktuellen Stand bleiben. Sie haben nur wenig Spielraum für einen Rückgang. Sollten wir jedoch richtig liegen, könnten sich auf der Grundlage eines fairen Wertes von 10-jährigen japanischen Staatsanleihen, den wir bei um die 1,25 Prozent sehen, erhebliche Gewinne ergeben.

Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Volatilität zu Beginn der verkürzten Osterwoche zurückgehen wird. Der Credit-Suisse-Schock gerät in Vergessenheit. Es besteht daher unserer Meinung nach Spielraum für eine Verbesserung der Stimmung in Bezug auf europäische Finanztitel. Die Probleme im Zusammenhang mit den kleineren und regionalen Banken in den USA sind jedoch noch nicht gelöst. Es bleibt wichtig, die Entwicklungen zu beobachten.“