CIO-Marktkommentar: Die japanische Zentralbank überrascht die Märkte

RBC BlueBay Asset Management

Die Bank of Japan passt die Steuerung der Renditekurve an. Das dürfte Folgen weltweit haben, sagt Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management.

Außerdem blickt er in seinem aktuellen Marktkommentar auf das kommende Jahr:

„Die Bank of Japan (BoJ) hat diese Woche für eine Überraschung gesorgt: Sie hob die Obergrenze für den Ankauf von Vermögenswerten in der Renditekurve von 0,25 Prozent auf 0,50 Prozent an. Das heißt: Sie wird künftig eine Rendite 10-jähriger Staatsanleihen von bis zu 0,50 Prozent tolerieren. Diese Änderung der Renditekurvensteuerung (Yield-Curve-Control, YCC) ist von großer Bedeutung. Unseres Erachtens läutet sie die Abkehr von der ultra-akkommodierenden Geldpolitik während der Amtszeit von BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda ein.

Die japanische Wirtschaft gewinnt an Schwung, da die Auswirkungen der pandemiebedingten Beschränkungen weiter nachlassen. Auch die Deflation scheint besiegt zu sein: Die Inflation liegt nun deutlich über dem 2-Prozent-Ziel der BoJ. Da die japanische Geldpolitik im Jahr 2022 zu einer Abschwächung des Yen führte, schien uns der aktuelle Kurs nicht mehr nötig. Daher rechneten wir seit Monaten mit dem Signal einer Anpassung.

Wir gehen davon aus, dass robuste, über den Prognosen der BoJ liegende japanische Wirtschaftsdaten und Inflationszahlen die Zentralbank bis März zu einer Erhöhung der Zinsobergrenze auf 0,75 Prozent veranlassen wird. Im Laufe des Jahres 2023 dürfte die Kontrolle der Renditekurve schließlich ganz abgeschafft werden. Kurzfristig signalisiert die Ankündigung der BoJ, die Anleihekäufe im ersten Quartal auf 9 Billionen Yen pro Monat zu erhöhen, jedoch die Absicht, die Obergrenze von 0,50 Prozent zunächst nicht zu überschreiten.

Obwohl sich die die japanische Geldpolitik relativ langsam wandelt, haben die Veränderungen globale Bedeutung. Der geldpolitische Stimulus in Japan hat in den vergangenen Jahren zur weltweiten Liquidität beigetragen und war ein Faktor, der die Renditen auf der ganzen Welt nach unten drückte. Daher sollte es nicht überraschen, wenn eine allmähliche Änderung zu einem Anstieg der weltweiten Renditen und einer Versteilerung der Renditekurven führt.

Kurz vor dem Jahreswechsel ist außerdem die Zeit, über das kommende Jahr nachzudenken. Hier einige Prognosen:

  • Die Leitzinsen werden in den USA und der Eurozone am Ende des ersten Quartals ihren Höchststand erreichen. Die Zentralbanken werden aber erst 2024 mit Zinssenkungen beginnen.
  • In Japan wird die Obergrenze für die Renditekurvensteuerung am Ende des ersten Quartals auf 0,75 Prozent angehoben. Im Laufe des Jahres sie unter einem neuen BoJ-Gouverneur abgeschafft.
  • Die britische Wirtschaft wird schlechter abschneiden als die ihrer Konkurrenten und die Inflation wird ebenfalls weiter überschießen. Das dürfte sich negativ auf britische Vermögenswerte und das Pfund auswirken.
  • Der Krieg in der Ukraine könnte sich im ersten Quartal verschärfen, dürfte aber hoffentlich vor Ende 2023 enden.
  • Die Spreads dürften am Jahresende 2023 in der Nähe ihrer Anfangsniveaus liegen. Das könnte auf Jahressicht zu Überrenditen führen.
  • Abschläge bei Private Equity deuten auf düstere Aussichten für die privaten Märkte im kommenden Jahr hin.
  • Die Aktienmärkte werden auch im Jahr 2023 gedämpfte Renditen liefern und deutlich unter ihren früheren Höchstständen bleiben.
  • Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte werden als Anlageklasse weitgehend vernachlässigt.
  • Die Chelsea-Frauen werden die Champions League gewinnen.


Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins Jahr 2023.

 

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